Textschnipsel 008

Das Ende der Demokratie?

Die Corona-Pandemie bietet willkommene Gelegenheit für Tyrannen und Autokraten jeglicher Couleur. Ganz konkrete Gefahren nehmen sie zum Vorwand, mündige Bürger zu bevormunden, die Gewaltenteilung zu schwächen, die Medien zu regulieren und Minderheiten zu verdächtigen. Autokraten können durchregieren und durch zupackendes Auftreten die Massen gewinnen. Eine Demokratie wie die deutsche scheint da klar im Nachteil zu sein. Wie man sehen kann, habe ich aber den Titel mit einem Fragezeichen abgeschlossen. Warum?

Weil ich glaube, dass die Formel “Demokratie gegen Diktatur” zu kurz greift. Weil ich hoffe, dass die Bruchlinien ganz anders verlaufen, und zwar quer durch alle Systeme – verursacht durch die weltweite Pandemie. Das wäre dann endlich mal ein eindeutiger Vorteil der Globalisierung, die ich bisher eher kritisch gesehen habe. Welche Bruchlinien meine ich?

Auch wenn der Informationsstand des Einzelnen heute noch sehr stark vom Umfeld und seiner gesellschaftlichen Stellung in diesem Umfeld abhängt, so hat die Anzahl und die Qualität der Kommunikationskanäle durch die moderne Technik eine derart hohen Stand erreicht, dass dem Menschen auch im letzten Winkel der Erde nicht mehr so leicht ein X für ei U vorzumachen ist.

Für mich bedeutet das, alles läuft auf einen Kampf um das Gehirn und die Herzen der Menschen hinaus: Kompetenz gegen Unfähigkeit. Solidarität gegen Egoismus. Vertrauen wird in diesem Prozess das Zahlungsmittel sein.

Vertrauen ist das kostbarste und zugleich knappste Gut unter den Menschen.
Wegen meines hohen Alters weiß ich das.
Insofern bin ich Realist. ;-(

Vertrauen vermehrt sich, wir weitergetragen vor allem von jungen Menschen.
Trotz meines hohen Alters glaube ich das.
Insofern bin ich Optimist 😉

<© Jörg Zschocke>


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