Textschnipsel 003

In der Nacht wird die alte Anni von der Rettung geholt. Das Blaulicht spiegelt sich im Marktbrunnen. In den benachbarten Häusern geht Licht an, Vorhänge werden zur Seite geschoben.
Das Rettungsauto braust mit Sirenengeheul davon. Der alte Franz, der gleich neben der Kirche wohnt, holt seine Pfeife und setzt sich in der lauwarmen Nacht auf seine Bank vor dem Haus. Der Himmel biegt sich vor Sternen wie sein Zwetschkenbaum, an dem die Früchte die Zweige zu Boden drücken. Noch immer sind die grünen Heupferde nicht still. Noch immer ist es so warm, dass er im Unterleiberl hier sitzen kann. Der Rauch zieht Kringel, die matt aufsteigen. Seine Frau zetert: Komm endlich wieder zu Bett und vergiss nicht, dich zu waschen. Deine Finger stinken sonst.
Er klopft seine Pfeife aus, streckt den Rücken durch und steht schwerfällig auf: Du verpasst was. Die Sterne sind heute zum Greifen nahe.

<© Gabriele Pflug – zichorie zauber>


Schreibe einen Kommentar